Eine Telefonnummer aus Mönchengladbach, meiner Heimatstadt. Aber es ist kein Verwandter dran:
„Ich habe vor meinen Körper der Wissenschaft zu überlassen.“
„Ja, kein Problem, das macht bei uns die Frau Schraer. Einen Moment, ich suche Ihnen die Telefonnummer heraus.“
„Vielen Dank, Sie haben mir sehr weitergeholfen.“
Vor ein paar Wochen wäre ich noch sehr hilflos gewesen, aber ich habe ja jetzt Erfahrung. Dieser Anruf war nicht der erste. Zuerst bekam ich einen Brief. Nicht aus Mönchengladbach, aber mit derselben Bitte. Dieser Brief hatte uns hier in der Bibliothek sehr beschäftigt. Meine Mitarbeiter verlangten, ich solle erstmal herauskriegen, warum derjenige seinen Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen wolle, das sei doch nicht normal. Der hätte bestimmt keine Angehörigen mehr und würde alleine in seiner Wohnung dahinvegetieren. Oder – noch schlimmer – er würde sich was antun, sobald das ok von uns käme. Aufmerksam wurde der Brief von allen Seiten betrachtet, hin und her gedreht und gegen das Licht gehalten.
Ganz anders nun das Telefonat: Es verlief mir schon fast zu sachlich. Ich hätte ihn gerne gefragt, warum er denn … Vielleicht hätte ja ein tröstendes Wort genügt, ihm wieder Mut zu machen, ihn aus seiner Einsamkeit herauszuholen? Harmloser Spinner. Nicht er, ich – der Bibliothekar. Allzeit zu allem (hilfs)bereit.
Apropos: Wie kommen die immer an meine Telefonnummer und Adresse? Sitzt da einer in der Zentrale und denkt: „Keine Ahnung, was der will. Die in der Bibliothek werden sich schon drum kümmern – die sind immer so nett.“ ?