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jung & sexy: Mein erster Science Slam …


Science Slam Line-up (v.l.n.r.): David (Moderator), Jan-Ole Reichardt, Eva Schönefeld, Sven Meuth, Oliver Obst (nicht auf dem Bild: Phillip Lenz)

Die Fachschaft Medizin organisiert seit einigen Jahren einen Science Slam der Medizinischen Fakultät in Münster, so auch dieses Jahr. Der Science Slam findet traditionell am Abend des Tags der Lehre statt und wird durch viel Glühwein und Hot Dogs eingerahmt. Diesmal war es für die Fachschaft besonders schwierig, Vortragende zu bekommen, da von der Fakultät gleichzeitig der Besuch des Wissenschaftsrats vorbereitet wurde. So kam ich – völlig überraschend – in den Genuss einer (sehr) kurzfristigen Einladung. Etwas leichtfertig sagte ich zu, nur um das ganze Wochenende darüber nachzugrübeln, ob ich mir das wirklich antun wollte. Ich hatte den Begriff Science Slam schon mal gehört, konnte mir auch nebulös etwas darunter vorstellen, hatte aber noch keinen einzigen gesehen.

Der erste Stop meiner Entscheidungsfindungsrallye ist das Internet bzw. Wikipedia. In dem dortigen Beitrag erfahre ich, dass Leiter von Medizinbibliotheken eher nicht zur primären Vortragsklientel von Science Slams gehören: „Ein Science-Slam ist ein wissenschaftliches Kurzvortragsturnier, bei dem Wissenschaftler (überwiegend Nachwuchswissenschaftler) ihre Forschungsthemen innerhalb einer vorgegebenen Zeit vor Publikum präsentieren.“ Oha. Oje. Ok. Das könnte ein Problem werden… Ich bin definitiv kein Nachwuchswissenschaftler eher ein spätgeborener Unwissenschaftler :-/

Aber verschiedene Leute machen mir Mut, so dass ich meine Forschungen zum Thema Science Slam ausweite, indem ich mir bei YouTube einige Vorträge anschaue. Und ich stelle fest: Das Niveau ist stellenweise ausgesprochen hoch, aber dann auch nicht wieder so hoch, dass ich es mir nicht auch zutrauen würde. Besonders der Vortrag mit dem Hodenknackerfisch fasziniert mich aufgrund der Kluft zwischen geringem Inhalt und genialer Vermittlung. Meine Schlussfolgerung: Mit einer witzigen Verpackung kann man alles verkaufen!

Doch so langsam rennt mir die Zeit davon. Ich hatte mich zwar prinzipiell für einen Auftritt entschieden, aber nur mit welchem Thema? Und nur noch eine Woche Zeit! Nach einem knackigen Brainstorming stehen vier Themen zur Auswahl, die ich – streng wissenschaftlich – nach Kriterien bewerte wie „Gefahr, dass einer mehr weiß als ich“, „möglicher Einstieg“, „Bezug für Studenten“, „Nützlichkeit“, „Witz/Story“, „Punchline“ und ob ich mich mit der Story identifizieren kann.

  1. Meine Doktorarbeit (Endothel, Herz, Stresshormone – hier hätte ich die überzeugendste wissenschaftliche Basis) scheidet aus, weil sie einfach zu alt ist.
  2. Dasselbe Schicksal trifft zwei Themen zu Benutzertypen und Lernverhalten (wen es interessiert: meine Idee war es, den Myers-Briggs-Typenindikator auf witzige Benutzertypen á la Dörte Böhner treffen zu lassen).
  3. Beim Thema „Forschungsdaten“ (mit dem Daten-Sherlock Holmes unterwegs) kann mir zwar keiner was vormachen, aber es ist soo meilenweit an jeder studentischen Realität vorbei…
  4. Bleibt nur noch … Das Publikationswesen … Ok, auch kein Thema, dass man spontan mit „jung“ und „sexy“ in Verbindung bringen würde, aber es gibt Anknüpfungspunkte! … zum studentischen Alltag … Doktorarbeit muss jeder schreiben, alle haben Angst ein Plagiat zu begehen, Open Access kennen sie auch alle und … Fake Journals! Besonders letzteres könnte man doch spannend als Sherlock Holmes-Geschichte auskleiden!!

Gesagt, getan. Zwar hat das Thema „Fake-Journals“ nichts mit dem (vorgegebenem) Thema „Schönheit“ zu tun, aber das kann ich jetzt in meinem Stress nicht auch noch berücksichtigen – juggling with too many balls! Dafür bieten Fake-Journals eine interessante Story (jeder muss publizieren), einen spannenden Plot (David gegen Goliath) und nützlichen Rat (passen Sie auf, wo Sie publizieren). Im Titel mache ich dann noch eine Alibi-Referenz zum Motto des Tages der Lehre „The beast and the beauty“: The Journal is a Beast: Die Geschichte einer großen Liebe, die durch wissenschaftliche Zeitschriften auf eine ernste Probe gestellt wurde.


The Journal is a Beast

In den wenigen verbliebenen Tagen arbeite ich wie besessen. So gut habe ich noch keinen Vortrag vorbereitet! Ein frisch verliebtes Wissenschaftler-Pärchen, Fritz und Frieda, steuern ihr Schiff der Liebe durch den Sturm des Karriere/Publikations-Orkans, zerschellen beinahe am Riff der fiesen Fake-Journals – inklusive Tinder-Chats, Stimmungsschwankungen und Wissenschaftler-Babys. Ich überlege ständig, was gut ist und was nicht und schmeisse alles raus, was nicht ankommt, nicht witzig ist oder keinen Bezug zum Lebensalltag der Zuhörer hat (so sollte man alle Vorträge angehen…). Am Schluss teste ich, wieviel Zeit ich brauche, und kürze den Vortrag nochmals um zwei, drei Folien. Ich bin fast auf den Punkt genau fertig, aber eigentlich habe ich zu spät angefangen – es fehlen mir noch 24 Stunden um mit dem Resultat wirklich zufrieden sein zu können (da meldet sich mal wieder der alte Affe Perfektionismus 😉 ).

Den ganzen Tag über nimmt mich das 25-jährige Jubiläum der Zweigbibliothek in Anspruch, doch ich freue mich wie irre auf den Science Slam und denke dauernd: Das (Jubiläum) hier ist die Pflicht und gleich kommt die Kür!


Der Audimax ist propevoll, gespannte Erwartung

Um 19 Uhr geht es in die Höhle des Löwen den überfüllten Audimax der Fakultät. Die Nachricht, dass ich bereits als zweiter drankommen, beruhigt mich immens: Dann habe ich es schnell hinter mir! Doch zuerst ist die Wahl der Dozenten des Jahres dran. Meine Aufregung steigt von Minute zu Minute, doch als ich die Langhaar-Perücke anziehe, die mich – mit buntem Hemd, Hosenträgern und Sneakern – 20 Jahre jünger macht (s.o. Nachwuchswissenschaftler!) und endlich auf der Bühne stehe, ist das Lampenfieber weg, und es macht einfach nur jede Menge Spass, auch wenn ich vor lauter Adrenalin einen zeitweisen Blackout habe: Wo bin ich hier? Was war nochmal die nächste Folie? Der Spaß überträgt sich offensichtlich auch auf die Zuhörer, denn zum Schluss werde ich durch einen zweiten Platz belohnt – hinter dem unbestrittenen Sieger Sven Meuth!


Am Ende werden zur Musik von Robin Williams die Kerzen rausgeholt; das ist immer so, habe ich mir sagen lassen. Und wir stehen die ganze Zeit Arm in Arm auf der Bühne – Gänsehaut pur.

PS: Nächstes Jahr lasse ich mich wieder einladen – und dann weiß ich auch schon genau, worüber ich spreche…

Gehirn schlägt Google

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Sage und schreibe eine Stunde schlage ich mich jetzt schon mit diesem verrückten Detektiv herum, den ich in meiner Kindheit so gerne gelesen habe. Es ist ein schwedischer Detektiv und ich bin gerade in Stockholm, also muß ich jetzt sofort, stantepede herausfinden, wie mein Kinderheld heißt – kruxifixtürken! Sollte doch ein Leichtes sein mit Google. Aber nichts da. Keine noch so geniale Kombination von Suchbegriffen bringt mich weiter. Nicht „Schweden Krimiautoren“ noch „Nyköping Krimi 70er“, auch nicht auf der fünften Googleseite, die ich sonst gar nicht beachte. Verdörrienochmal! Ich krame aus meinem Gedächtnis noch heraus, dass es sich um den Reporter einer Zeitung handelte mit Schnurrbart, aber weder Google noch die nette Rezeptionistin kann damit etwas anfangen. Überhaupt scheint beider Gedächtnis nur wenige Jahre zurückzureichen – das reicht nicht, denn nachweislich habe ich diese Romane als cira 10/11-Jähriger verschlungen, d.h. Ende der 60er.

Hmmmm. Ich zermartere mein Hirn. Da muss doch noch ein Informatiönchen herauszuholen sein, nur ein zusätzlicher Suchgriff. Anaton, Aganon, Agaton! Ha!! So hieß der Detektiv! 45 Jahre lag der Name irgendwo in einer grauen Zelle versteckt, nie wieder dran gedacht, und nun spuckt ihn das Gehirn brav (und quasi sofort) aus. Ok, ich musste schon ein bisschen verzweifelt sein, bevor es sich überzeugen ließ…

Und „Agaton“ sagt dann auch Google etwas (und nachher auch Amazon, wo ich wenige Minuten später ein paar vergilbte Kinderzimmermemorabilia erstehe): Agaton Sax, der Meisterdetektiv! Agaton Sax und die Liga für Lautlosen Sprengstoff! Hurra, Agaton, auf ewig bin ich dein!!

Foto (c): Oliver Obst

Auskunftsbattle: 35 Schritte um mal eben was auszudrucken…

Gerade an der Auskunft. Wieviele Schritte braucht es eigentlich bei uns, wenn ein Benutzer etwas ausdrucken möchte?

  1. Benutzer steht mit USB-Stick vor mir
  2. Wir gehen zur Druck- und Kopierstation
  3. Sie ist aus und muss hochgefahren werden
  4. … warten …
  5. USB-Stick rein, zu früh, wird nicht erkannt
  6. Jetzt geht es, aber das Dokument ist nicht in PDF sondern in Word
  7. Wir gehen zu einem Rechner, um mit Open Office das Dokument in PDF umzuwandeln
  8. Der Benutzer hat keine Zugangskennung
  9. Dann bekommt er halt eine Tageskennung
  10. Haben Sie einen Personalausweis? Nein, aber einen Aufenthaltstitelausweis
  11. Ok, Schlüssel für supergeheime Tageskennung aus dem Auskunftsboy nehmen
  12. Den Rollboy für die Tageskennung aufschliessen
  13. Den Benutzer mit allen Angaben eintragen: Datum, Name, Staatszugehörigkeit, Ausweisnummer, Gültigkeitsdauer, Anmelde-PC, Bearbeiter
  14. Ihn unterschreiben lassen
  15. Zum Linux-Suse-Rechner gehen und ihn einloggen – funktioniert nicht
  16. Vielleicht der zweite Linux-Suse-Rechner? Auch nicht!
  17. Also einen der beiden neu starten
  18. … warten …
  19. Nochmal einloggen – es funktioniert
  20. Der Nutzer findet seinen USB-Stick nicht unter Linux
  21. Sitz des USB-Sticks kontrollieren
  22. Open Office öffnen
  23. Zu den externen Festplatten gehen („Sicherungsgeräte“ heisst das hier benutzerfreundlich)
  24. Jetzt poppen gleich drei, vier Fenster auf: Linux hat den Stick erkannt
  25. Alle Fenster wieder zu machen bis auf Open Office
  26. Das Worddokument öffnen
  27. Als PDF exportieren
  28. USB-Stick dem Nutzer geben
  29. Die Tageskennung abmelden
  30. Zur Druck- und Kopierstation
  31. USB-Stick rein
  32. PDF-Dokument aufrufen
  33. Kopierer mit Geld oder Karte bestücken
  34. Ausdrucken
  35. USB-Stick wieder rausnehmen

Eine wirklich ridiculously amazing experience, mehr für mich als für den Nutzer…

Foto: birdy at Wikimedia Commons

Die Zukunft des Bibliotheksmarketings

Heute habe ich was Schönes in der Post gehabt: Das Praxishandbuch Bibliotheks- und Informationsmarketing, Hrsg. v. Georgy, Ursula / Schade, Frauke. Es enthält ein Kapitel von mir, in dem ich nicht mehr und nicht weniger als Die Zukunft des Bibliotheksmarketings darlege – soweit sie mir jedenfalls geoffenbart wurde. Obwohl, allerdings, der Abgabetermin August 2011 war und die damals avisierte Zukunft damit jetzt schon hoffnunglos veraltet ist …

Der geliebte de Gruyter-Verlag bewirbt es mit den bescheidenen Worten:

– Erstes umfassendes und systematisches Handbuch
– Methoden, Strategien und Konzepte des Marketingmanagements werden auf Bibliotheken und Informationseinrichtungen angewandt
– Profile und Marken können ganzheitlich aus einer Marketingperspektive entwickelt werden
– Bietet praxisrelevante und theoretisch fundierte Handreichungen

Die Zukunftsfähigkeit von Bibliotheken und Informationseinrichtungen hängt entscheidend davon ab, wie es ihnen gelingt, die gesellschaftlichen, politischen, ökonomischen und technologischen Entwicklungen zu antizipieren und sich dazu im Kontext der Kultur- und Bildungslandschaft mit einem innovativen Dienstleistungskonzept zu positionieren. Das Handbuch überträgt aktuelle Marketingstrategien und -methoden aus einer systematischen Perspektive auf Bibliotheken und Informationseinrichtungen, so dass sie praxisrelevant und theoretisch fundiert sind.

„rüde“

So nannte mich letztens ein Verlagsvertreter. Und es wurmte mich eine lange, lange Zeit. Was war passiert? Ich war gegen Flash, weil ich auf iPads stehe. (Zur Erklärung: iPads mögen kein Flash wegen Steve Jobs. Verlage mögen kein PDF wegen Pirate Bay.)

Will ich rüde sein? Was ist überhaupt „rüde“? Fragen wir mal den Vater aller Synonymverzeichnisse, A.M.Textor: „Sag es treffender“:

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Hmmm, „bäuerlich“ ist nicht so mein Ding, auch nicht „rücksichtslos“. Aber ich habe doch nur meine Meinung gesagt, war ich wirklich so rücksichtslos? Vielleicht ohne Rücksicht auf die Interessen des Verlags. „Grobianisch“? Tool, was es alles für Vokabeln gibt! Aber als Beschreibung für mich? „Kernig, deftig, drastisch“ – ja, so komme ich bestimmt ab und an bei Anbietern rüber. Wenn mir etwas nicht gefällt und ich es in medinfo hinausposaune, kommt manchmal mein Ärger hoch, auch wenn ich den Rat von Jenny Levine (oder war es Krafty?) befolge, es erst am nächsten Tag zu veröffentlichen. Im großen und ganzen – denke ich -, bin ich bei den Anbietern aber als „rauh aber herzlich“ bekannt und so mag ich es auch. Die rauhen Kanten sollen ja bei zunehmendem Alter immer runder werden, habe ich mir sagen lassen – und dann heißt es bald nur noch über mich: „direkt und herzlich“ …

Library Advisory Boards

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Nachdem jetzt der dritte oder vierte Bibliotheksvendor nachfragte, ob ich nicht an derem Library Advisory Board teilnehmen möchte, frage ich mich so langsam: Bin ich jetzt in das Alter gekommen, wo man nicht mehr produktiv arbeitet, sondern nur noch in Gremien tätig ist? Eine weißhaarige und -bärtige Eminenz? Ich weiß nicht, wie es bei den Gorillas ist: Da gibt es doch auch die Kaste der Silberrücken, die nicht mehr arbeiten sondern nur noch entscheiden, oder?

In den Boards habe bisher eigentlich ganz positive Erfahrungen gemacht. In aller Regel befindet man sich in einem internationalen und inspirierenden Umfeld. Die Beiräte von Nature, UpToDate, NEJM oder Thomson Reuters setzen sich – getreu den jeweiligen Hauptmärkten – hauptsächlich aus US-Bibliothekaren zusammen, d.h. als Europäer (geschweige Deutscher) ist man hier der Exot. Wenn man das mag, kann das sehr lohnenswert sein. Je nach Board ist der Arbeitsaufwand sehr unterschiedlich. Manchmal muss man nur einmal im Jahr was beitragen oder aber hat vierteljährliche Telefonkonferenzen und trifft sich darüber hinaus noch mindestens einmal jährlich in der (amerikanischen) Firmen-Zentrale.

Und genau hier liegt der Knackpunkt: So interessant und spannend ich es auch gefunden hätte, auf dem renommierten NEJM-Board zu sein: Zweimal im Jahr in die Staaten zu fliegen nur für NEJM ist einfach zuviel des Guten. Die übrigen Verpflichtungen und Konferenzen lösen sich ja nicht in Luft auf, und dann ist man schnell drei- oder viermal unterwegs. Man sollte also genau gucken, was man sich alles aufbürdet, „einfach interessant zu sein“ reicht da als Grund nicht aus. Ausserdem habe ich was gegen Nacktscanner und erkennungsdienstliche Behandlungen. Aber mein Vorschlag, doch eines der Board Meetings hier bei uns in Münster stattfinden zu lassen, stieß leider nicht auf Gegenliebe.

Foto: Mila Zinkova, Wikimedia Commons

Musikhören während der Arbeit verschlechtert NICHT die Leistung

Wissenschaft.de titelte heute: Musikhören während der Arbeit verschlechtert die Leistung, aber getestet haben sie es nur mit Auswendiglernen!! Arbeit = Auswendiglernen!! hahaha… so arbeitet heute die Wissenschaft, bzw. die Presseabteilungen. 😯

Wie ist es mit Kreativität? Ist wohl (in Wales) nicht Teil des Arbeitsprozeß. 😉 Wenn ich mal so richtig kreativ sein will, auf einem geistigen Höhenflug bin und den befeuern möchte, dann hilft doch nichts besser als Musik, oder noch besser: Manifesto 2.0 / Johannessen. Jawohl!

It’s going to happen

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It’s a special moment – when long intended and long planned things are going to happen. Was the same with the House Calls, which I’ve tried to set up almost since last century and today with our smartphone website. The very instant the zbmed mobil icon popped up on my iPhone I know I’ve succedded. It’s a special moment – and it’s precious.

BTW: Maybe not by chance moment and momentum are so similiar. You need the second to achieve the first…

Der Beste – keine Diskussion!

horoskop

Ich muß vorwegschicken, dass ich nicht an Horoskope glaube. Prinzipiell. Zumindest nicht an diejenigen im Prisma. Die sind so einfallslos, die lese ich sowieso nie. Doch letztens dachte ich, mich trifft der Schlag! Liefert doch das aktuelle Horoskop eine exakte Beschreibung meiner Persönlichkeit – und dies vollkommen objektiv und wertfrei. Der Beste – Eingebungen – freien Lauf – keine Diskussionen: Das konnte nur auf mich ganz persönlich gemünzt sein.

Je länger ich das aber lese, desto mehr beschleicht mich der dumme Verdacht, dass sich da jemand auf meine Kosten einen Heidenspaß erlaubt hat. Man sollte wohl doch die Horoskope der Karnevalswoche mit Vorsicht geniessen … 🙁

Körperspendewesen

Eine Telefonnummer aus Mönchengladbach, meiner Heimatstadt. Aber es ist kein Verwandter dran:

„Ich habe vor meinen Körper der Wissenschaft zu überlassen.“

„Ja, kein Problem, das macht bei uns die Frau Schraer. Einen Moment, ich suche Ihnen die Telefonnummer heraus.“

„Vielen Dank, Sie haben mir sehr weitergeholfen.“

 

Vor ein paar Wochen wäre ich noch sehr hilflos gewesen, aber ich habe ja jetzt Erfahrung. Dieser Anruf war nicht der erste. Zuerst bekam ich einen Brief. Nicht aus Mönchengladbach, aber mit derselben Bitte. Dieser Brief hatte uns hier in der Bibliothek sehr beschäftigt. Meine Mitarbeiter verlangten, ich solle erstmal herauskriegen, warum derjenige seinen Körper der Wissenschaft zur Verfügung stellen wolle, das sei doch nicht normal. Der hätte bestimmt keine Angehörigen mehr und würde alleine in seiner Wohnung dahinvegetieren. Oder – noch schlimmer – er würde sich was antun, sobald das ok von uns käme. Aufmerksam wurde der Brief von allen Seiten betrachtet, hin und her gedreht und gegen das Licht gehalten.

Ganz anders nun das Telefonat: Es verlief mir schon fast zu sachlich. Ich hätte ihn gerne gefragt, warum er denn … Vielleicht hätte ja ein tröstendes Wort genügt, ihm wieder Mut zu machen, ihn aus seiner Einsamkeit herauszuholen? Harmloser Spinner. Nicht er, ich – der Bibliothekar. Allzeit zu allem (hilfs)bereit.

Apropos: Wie kommen die immer an meine Telefonnummer und Adresse? Sitzt da einer in der Zentrale und denkt: „Keine Ahnung, was der will. Die in der Bibliothek werden sich schon drum kümmern – die sind immer so nett.“ ?